Eskapismus

Wie ziemlich vielen Menschen, mit denen ich spreche, bin ich derzeit manchmal einfach niedergeschlagen. Es ist einfach zu viel, was von außen auf uns einströmt, und auf so viele dieser Dinge haben wir selbst keinen oder nur sehr wenig Einfluss. Eine große gefühlte Hilflosigkeit macht sich breit, gelegentliche Anflüge von Angst mit Blick auf das, was der Klimawandel, der Krieg und die Veränderungen der Gesellschaft durch die Radikalisierung gewisser Bevölkerungsgruppen so mit sich bringen werden.

Gleichzeitig aber das große Gefühl, es ja eigentlich gut zu haben. Wir leiden keinen Hunger, die Heizung funktioniert noch, ich muss mein Zuhause nicht verlassen, meiner Familie geht es gut. Wir spenden, um etwas weiterzugeben und geben unser bestes, unsere Kinder zu empathischen und liebevollen Menschen zu erziehen.

Trotzdem ist es manchmal schwer. Auch, wenn es mir objektiv gut geht, kann ich manchmal die Nachrichten nicht ertragen. All das Leid, so viel Ignoranz und Egoismus… wie soll ich da positiv in die Zukunft schauen?

Also habe ich eine Strategie: Ich informiere mich morgens und abends. Dabei lese ich verschiedene Quellen, auch internationale, um verschiedene Blickwinkel zu bekommen. Aber dazwischen verschließe ich etwas die Augen vor alldem und versuche, kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich helfe, wo ich kann und mehr kann ich nicht tun. Ist den Menschen in der Ukraine oder in Afrika geholfen, wenn ich den ganzen Tag Nachrichten lese und grüble? Hilft es den trauernden Eltern, wenn ich mir intensiv vorstelle, wie sie sich fühlen? Nicht wirklich.

Teil dieser Strategie ist es, dass ich mir eine App zum Lesen von eBooks aufs Handy gemacht habe, da gibt es ja eine große Auswahl (probiert mal die Onleihe!). In Situationen, in denen ich sonst Nachrichten o.ä. konsumiert hätte, lese ich jetzt also ein Buch: Im Wartezimmer, beim Warten aufs Kind, auf dem Klo. 😉

Ich wähle mir aber die Bücher ganz strategisch aus: Nichts Trauriges, nichts Negatives, nichts, was mich belastet. Das ist natürlich nicht unbedingt immer leicht zu finden, denn Buchtitel und Klappentexte sagen nicht immer, ob nicht doch ein tragischer Tod oder eine Diskussion zu Mord und Totschlag darin vorkommt. Nachdem ich da einige Bücher ausprobiert und abgebrochen habe, bin ich auf Storygraph gestoßen, ein unabhängiges Bücher- und Leseportal (ähnlich wie Goodreads, gehört halt nur nicht dem großen lächelnden A). Hier kann man die Rezensionen und Einschätzungen anderer Lesender einsehen und unter anderem die Stimmung der Bücher vorab herausfinden, sehr praktisch! Ich habe schon einige sehr interessante Bücher da gefunden und selbst auch Bewertungen eingetragen. Außerdem gibt es Lese-Challenges, die vielleicht etwas animieren, mal etwas Neues zu probieren oder gemeinsam zu lesen und zu diskutieren. Und es gibt Statistiken! Mit Kreisdiagrammen und so! Die sind super.

Ich fasse zusammen: Lesen als Eskapismus. So alt wie Bücher selbst, und doch für mich in diesem Jahr auf neue Art entdeckt. 🙂

Mehrgenerationenhaus

Immer wieder sagen Leute zu mir „Also, ich könnte das nicht – mit meiner Schwiegermutter zusammenwohnen! Kann ich mir nicht vorstellen.“

Es ist auch manchmal hart, das kann ich bestätigen.

Ihr werdet zum Beispiel nicht glauben, was sie neulich wieder getan hat (und das kam nicht zum ersten mal vor…)! Sie wollte ihre Wäsche waschen – so weit, so gut. Weil sie aber die Maschine nicht voll bekam, hat sie Klamotten vom Kind mit reingeworfen und mit gewaschen. Einfach so! Als Rache habe ich dann einfach die komplette Maschine aufgehängt, nicht nur die vom Kind.

Der hab ich’s gezeigt.

Haushaltsauflösung

Haushaltsauflösung

Wir stehen vor der Haustür mit einem uns unbekannten Schlüssel und betreten das Haus, wie wir schon viele ähnliche Häuser oder Wohnungen zuvor betreten haben. Fast immer riecht es etwas muffig und staubig, meist wurde eine Weile weder gelüftet noch beheizt. Wir betreten ein fremdes Leben, gewissermaßen. Im Flur ein Schlüsselbrett voller Schlüssel, eine Fußmatte, eine Garderobe mit einigen Jacken. Im Wohnzimmer Bilder an den Wänden, ein Vitrinenschrank voller Gläser, auf dem Sofa akkurat platzierte Kissen. Latent vertrocknete Zimmerpflanzen auf dem Fensterbrett, im Wohnzimmer genauso wie in der Küche.

Die Gedanken sind irgendwie immer dieselben: Hier hat bis vor Kurzem jemand gewohnt, oft sein ganzes Leben hier verbracht. Manchmal finden sich noch Kleidungsstücke und persönliche Gegenstände von einem längst verstorbenen Partner, manchmal sind Lücken in der Einrichtung. Dinge, die die Person mitgenommen hat, ins Seniorenheim. Oder Dinge, die schon von Hinterbliebenen verkauft wurden, selbst mitgenommen oder an Verwandte weitergegeben.
Was alle diese Häuser und Wohnungen gemeinsam haben: In absehbarer Zeit werden sie leer sein. Komplett. Neue Bewohner werden einziehen, vermutlich komplett renovieren und die Räume mit ihrem eigenen Leben füllen. Was also jetzt noch übrig ist, ist eigentlich zur Entsorgung bestimmt. Meist wird ein großer Container bestellt und innerhalb weniger Tage ist alles weg. Porzellan, Bücher, Bettwäsche, Möbel, Teppiche, Hygieneartikel, Fotoalben, VHS-Kassetten. Alles wird entsorgt.

Das ist genau der Grund, warum wir hier sind.

Meine Mutter hat eine Liste dabei, ich nur persönliche Wünsche und Gedanken.
Wann immer wir ein solches Haus, eine Wohnung betreten, fragen wir vorher herum: Brauchst du was? Meine Mutter betreut alte Menschen, Behinderte. Viele davon sehr arm, leben von Sozialhilfe und können ihr Leben allein nicht organisieren. Während ich also nur überlege, was ich persönlich brauche (ein paar schöne Teller, ein paar Gläser, Zimmerpflanzen, vielleicht einen Beistelltisch für eine Bekannte oder Gänse für die Schwägerin), hat sie ihre Liste:
Der Sessel ist noch schön, den könnte Frau Eichhörnchen* gebrauchen. Herr Dachs braucht dringend ein neues Oberbett, ist das hier noch zu gebrauchen? Familie Hummel hat kaum Handtücher, wie sieht es hier aus? Herr Fuchs bräuchte einen Wäscheständer und vielleicht ein paar Kleiderbügel. Im Keller steht eine intakte Waschmaschine, sofort wird überlegt: War nicht die von Frau Hase kaputt? Hier liegt ein Stapel orignialverpackter Herrenhemden im Schrank: Wer könnte die noch gebrauchen? Das Sofa ist so gut wie neu: Wäre nicht das Ehepaar Amsel vielleicht glücklich, das alte, fleckige Sofa austauschen zu können? Oh, das Pflegebett gehört nicht der Krankenkasse! Das kann Herr Meise doch sehr gut gebrauchen, er kann sich kaum bewegen. So geht das weiter. Alle Menschen, die ihr einfallen, werden mit Alltagsgegenständen versorgt. Gegenstände, die man natürlich auch kaufen könnte, theoretisch. Praktisch ist das für viele dieser Menschen nicht machbar.

Einzelschicksale:
Hier ein drogensüchtiger Verwandter, der die Sozialhilfe kassiert, nein, die Mutter gibt natürlich freiwillig, da kann man nichts machen.
Da eine Person, die nicht lesen und schreiben kann und deshalb die entsprechenden Anträge verschusselt hat. Die sich geschämt hat und zu spät Hilfe gesucht, sodass die Bearbeitungszeit für die neue Waschmaschine sich hinzieht.
Hier ein alter Mensch, der private Versicherungen abgeschlossen hat in dem Glauben, im Alter genug Geld zu haben und der nun feststellen musste, dass die Krankenkasse sich aus der Affäre zieht und nun doch für nichts Geld da ist.
Dort eine geistig behinderte Person, deren Wohnheimzimmer recht kahl aussieht, weil die Familie kein Geld für gemütliche Einrichtung übrig hat.

Natürlich ist da irgendwie immer der Wunsch zu helfen. Da muss doch irgendwas zu machen sein. Aber die langjährige Erfahrung zeigt: Jede Form von Hilfe braucht erstmal zwei Dinge: Erstens den Willen der betroffenen Person und zweitens Zeit.
Ersteres scheitert oft an Krankheiten. Depressionen, Angstattacken, kognitive Einschränkungen. Zweiteres… nunja. Theoretisch hat Oma Buntspecht natürlich Zeit, auf ihren neuen Elektroherd zu warten. Praktisch kann sie sich so lange nichts Warmes kochen und hat kein Geld, um auswärts zu essen. Und ganz praktisch ist es erstaunlich, in welch widrigen Umständen Menschen sich einrichten können, wenn sie nicht wissen, wie diese zu ändern wären.

Also gibt es hier die pragmatische Lösung: Umverteilen. Was vom einen nicht mehr gebraucht wird und entsorgt werden soll, kann der anderen helfen, und umgekehrt. Unbürokratisch, direkt und persönlich.

Positiver Nebeneffekt, den auch Hinterbliebene oft zu schätzen wissen: Die Dinge werden nicht entsorgt, werden gewertschätzt und von jemandem genutzt. Es macht schon einen Unterschied, wenn die Tochter weiß, dass die vom Vater geliebte Zimmerpflanze in einem anderen Haushalt weiterleben darf oder wenn der Sohn mitbekommt, wie sehr sich Frau Eichhörnchen über den bequemen Sessel freut, in dem die Mutter so gern saß. Wenn Omi Dompfaff in der Seniorenresidenz sitzt und erfährt, dass ihr geliebtes Sofa, für das ihr der Platz fehlt, einer Familie das Leben verschönert hat. Wem es möglich ist, der zahlt auch oft noch kleine Beträge für die Gegenstände, was dann wieder den Personen zu Gute kommt, die ihre Wohnung aufgeben mussten.

Am Ende tut es auch einfach weh, ein ganzes Leben zu entsorgen, nur weil dafür nirgendwo mehr Platz ist.

Was ich mir dabei denke: Gebrauchte Dinge müssen nicht extra für mich produziert werden. Sie sind schon da, brauchen keine neuen Ressourcen. Was also noch gut ist und gereinigt werden kann, verwende ich gern weiter und freue mich, dass mein Leben ein klein wenig nachhaltiger geworden ist, mein ökologischer Fußabdruck ein klein wenig kleiner. Und selbst wenn ich oft noch etwas bezahle für die Dinge (ein Hoch auf die Spülmaschine), ist es letztendlich immer noch günstiger als Neuware.

Nachtrag: Bevor ich diesen Text veröffentlicht habe, habe ich ihn meiner Mutter zu Lesen gegeben, immerhin geht es um sie. Sie erinnerte mich daran, dass ich den besondersten und emotionalsten Fall von „ein neues Zuhause gefunden“ noch gar nicht aufgeschrieben habe: Eine Katze! Frau Waschbär bestand monatelang darauf, aus der Kurzzeitpflege wieder nach Hause zu kommen, obwohl offensichtlich war, dass sie nicht mehr allein leben konnte. Das große Haus mit den ausladenden Steintreppen, ihre Vergesslichkeit und Gebrechlichkeit, keine gute Kombination. Erst nach einer ganzen Weile wurde klar, warum: Olli. Der dicke, weiße Kater, alles andere als gutmütig und freundlich, sondern eher ein garstiges Tierchen, war ihr so ans Herz gewachsen, dass sie mit dem Gedanken nicht leben konnte, ihn ins Tierheim zu geben. So zog sie also wieder zu ihm nach Hause und als klar wurde, dass sie einfach nicht mehr allein klarkam, ergab sich die Lösung: Olli zog zu einem Teil unserer Familie, der sich schon länger eine Katze wünschte, Frau Waschbär ins betreute Wohnen. Sie bekam immer wieder Fotos von ihrem Katerchen gezeigt und war wahnsinnig glücklich, dass er ein gutes Zuhause gefunden hatte. So konnte sie sich wohlfühlen im betreuten Wohnen und Olli konnte die neue Gegend unsicher machen. Er hat mittlerweile ein stolzes Alter erreicht, frisst sich durch die Nachbarschaft und ist garstig wie eh und je, aber geliebt wird er trotzdem.

Alle Jahre wieder…

Schon seit einigen Jahren habe ich im November ein etwas eigenartiges Hobby: Adventskalender angucken.

Ich weiß, das klingt jetzt erst mal gar nicht eigenartig und eher normal, die meisten Leute mit Kindern werden das tun, im November Adventskalender besorgen. Aber darum geht es mir gar nicht. Ich habe einfach vor einer Weile festgestellt, dass es sehr lustige, absurde, eigenartige und schlichtweg bescheuerte Adventskalender gibt und seitdem habe ich Spaß daran, jedes Jahr meine persönlichen Favoriten zu küren und mit meinen Mitmenschen zu teilen. Bisher mussten durften nur Familie und Freunde darunter leiden sich mitfreuen, aber dieses Jahr… ihr alleeeeeee!

Also, ich habe meine persönlichen Top 5 dieses Jahr herausgesucht und stelle sie nun vor. Ich suche sie nach absolut hundertprozentig und TOTAL subjektiven Kriterien heraus, also einfach nur Dinge, die ich seltsam finde und bei denen ich persönlich mich frage, wie groß da wirklich ernsthaft die Zielgruppe sein kann… Lohnt es sich wirklich, sowas zu produzieren?

Anmerkung: Ich verlinke die Kalender mit Absicht nicht, weil ich einfach niemanden an den Pranger stellen will… ihr findet sie aber in jeder gängigen Suchmaschine!

Platz 5 – einfach irgendwie nicht so… adventig?

Es gibt einen Kalender, der mit Instant-Nudeln gefüllt ist. Das ist einfach nicht unbedingt das Produkt, das ich mir in der Vorweihnachtszeit so vorstelle… außerdem: Die Nudeln können lecker sein, ja, aber 24 Tage lang? Jeden Tag? Oder dann eben ewig im Schrank liegen haben und denken „Ah, ich muss noch die Nudeln aus meinem Adventskalender…“? Und wie viele Geschmacksrichtungen, also WIRKLICH unterschiedliche Geschmacksrichtungen kann es da geben? Die meisten schmecken doch sowieso latent nach Altreifen… („Boah, ich bin SO gespannt, ob ich heute Altreifen mit Huhn-, Schwein- oder Rind-Imitataroma bekomme!“) Also, ich weiß ja nicht.

Platz 4 – Frisch ist es doch draußen schon!

Ein großer Kaugummihersteller bietet einen atemfrischen Kaugummi-Adventskalender an und… ja. Also. Ich finde das seltsam. Wer denkt sich denn bitte morgens „Hui, JETZT aber mal ein schööönes Kaugummi! Mal gucken, welche Sorte heute drin ist?“ Und Atemfrische gehört für mich auch nicht wirklich zu den Dingen, die ich mit der Adventszeit verbinde. Wobei – vielleicht ist ja Zimtkaugummi dabei?

Platz 3 – hier konnte ich mich nicht entscheiden

Den dritten Platz teilen sich für mich der Essig&Öl- und der Salz&Pfeffer-Adventskalender. Beides ist an sich ja super, lecker Salatdressing und so, aber jeden Tag was Neues? Also klar, man kann sich durch die probieren, fruchtiger Essig, steiniges Salz, jungfräuliches Öl, bunter Pfeffer… aber ist das wirklich soooo spannend? Mache ich mir dann jeden Tag ein Brot mit Salz und Pfeffer? Und macht das sooo einen riesigen Unterschied, ob ich das fancy-pinke-Steinsalz aus der Antarktis nehme oder halt das normale von Ja? Vielleicht bin ich aber auch einfach nur ein Banause.

Platz 2 stinkt mir

Nun gut, ich bin ohnehin kein Fan von Duftkerzen. Die meisten stinken billig und viel zu stark und ich bekomme davon einen Asthmaanfall. Aber nicht nur deshalb ist es doch absolut seltsam, 24 verschiedene Duftkerzen in einem Adventskalender zu bekommen, oder? ODER? Ehrlich! Will ich, dass meine Wohnung jeden Tag nach was komplett anderem riecht? Und was, wenn ich eine Kerze an einem Tag nicht aufesse zu Ende brenne? Muss ich dann am nächsten Tag misch-müffeln? Und es ist doch auch nicht jeder Duft für jede*n lecker oder angenehm? Morgens erst mal heftig den ranzigen Moschusochsen von gestern raustreiben, damit ich heute ein süßes Erdbeerfeld in der Bude haben kann? Ich möchte das nicht.

Und jetzt zu Platz 1:

Der in meinen Augen verrückteste Adventskalender, den ich in diesem Jahr gefunden habe, ist mit… bunten Zuckerstreuseln gefüllt! Während ich bunte Zuckerstreusel auf Cupcakes und so ja verstehen kann, kann ich mir nicht vorstellen, dass es viele Menschen gibt, die sich über 24 verschiedene kleine Töpfchen mit Streuseln wirklich freuen würden… Die kann man doch nur sammeln und irgendwann backen, aber dann hat man ja nicht jeden Tag was davon. Oder backen die jeden Tag 3,5 Cupcakes oder 7 Plätzchen, sie dann dekorieren? Für mehr reicht es doch einfach nicht! Oder legen sie sich die Streusel aufs Brot? Ich bin sehr verwirrt.

Falls ihr einen dieser Kalender habt oder super findet oder kaufen möchtet… was ist los mit euch? Nein, ernsthaft: Erklärt es mir bitte! Und falls ihr auch verrückte Kalender gefunden habt, oder absolut großartige: Her damit!

Die Taschen meiner Schwiegermutter

Taschen an Kleidungsstücken sind zugegebenermaßen ein seltsam wiederkehrendes Thema in meinem Leben. Warum beispielsweise sind proportional gesehen die Taschen an Kleidungsstücken für Neugeborene größer als die an vielen Kleidungsstücken, die für Frauen gemacht werden? Mein Baby kann seine komplette Hand bis zum Handgelenk (oder mehr!!!) in seiner Tasche versenken, in meine Jeans passen meine Finger gerade mal bis zum mittleren Gelenk. Das ist doch Unsinn! Babys brauchen keine Taschen…

Erwachsene hingegen benötigen wirklich Taschen. Ich persönlich löse das Problem, indem ich lächerlich große Handtaschen mit mir herumtrage, und zwar beinahe immer, wenn ich das Haus verlasse. Meine Schwiegermutter hingegen hasst Handtaschen. Wann immer es sich vermeiden lässt, hat sie keine dabei. Das bedeutet allerdings natürlich nicht, dass sie nicht jede Menge Zeug dabei hätte, eben wie eben die meisten erwachsenen Menschen. Dieser Umstand wirkt sich massiv auf die Auswahl ihrer Jacken aus, denn eines der Hauptkriterien sind eben Taschen. Die müssen nämlich groß und zahlreich genug sein, um neben den Standard-Ausrüstungsgegenständen aller modernen Menschen auch noch die Utensilien für die besonderen Anforderungen des Landlebens und der Tierbesitzerin aufzunehmen.

Hier beginnt das Abenteuer… die Taschen sind nämlich meist riesig und erinnern irgendwie ein wenig an Narnia. Es ist nie so ganz klar, was einem dort begegnen wird. Auf der Suche nach dem Autoschlüssel wühlte ich mich eines Tages durch eine bunte Mischung an Hundeleckerlie (Pansen und Fleischwurst), Einkaufszetteln, Hundekotbeutel, Taschentüchern, Pflanzenklips und Desinfektionsmittel. Dabei wickelt sich ein Halsband um meine Hand und ein einsames Gummibärchen bleibt am Handrücken kleben.

Wenn wir draußen werkeln, geschieht es dafür dann auch schon mal, dass sie beläufig eine Rolle Bindedraht, eine Gartenschere und ein Paar Handschuhe aus einer der Taschen zieht, ein Feuerzeug und eine kleine Zange aus der anderen… und beim Weg über die Wiese ganz nebenher einen Hundeball in einer dritten Tasche verschwinden lässt.

Das (bisher) Lustigste geschah allerdings vor einer Weile bei einem Spaziergang im Wald. Es war nicht unbedingt warm und ziemlich matschig und wir liefen einen Waldweg entlang, in den eine größere Maschine tiefe Furchen gefahren hatte. Das Kind lief Schlangenlinien zwischen Bäumen hindurch und durch den einen oder anderen Graben, die Hunde folgten, es war also eine lustige Runde. Ich weiß gar nicht mehr genau, aus welchem Grund, vielleicht brauchte eine von uns ein Taschentuch, oder einer der Hunde benötigte ein Leckerchen… jedenfalls griff meine Schwiegermutter während der Unterhaltung in ihre Jackentasche. Abrupt blieb sie stehen. „Oh.“ Ich drehte mich erschrocken zu ihr hin, um dann Sekunden später mitten im Wald, in der Kälte und der Abgeschiedenheit einen Lachanfall zu bekommen.

Aus der Tasche ihrer Jacke beförderte meine Schwiegermutter eine schleimige, halbtransparente Masse mit einem gelben, kreisrunden Wubbel in der Mitte. Ihre Hand tropfte und einige harte, unterschiedlich große Brösel fielen dabei herunter. Ein Ei!

Sie hatte morgens im Hühnerstall mal wieder die Hände voll gehabt und in einer ihrer klassischen Handbewegungen das Ei in der Jackentasche verschwinden lassen. Das sollte dem armen Ei zum Verhängnis werden.

Als ich meine Schwiegermutter gestern nach diesem Ereignis fragte (sie weiß, dass ich über sie schreibe), meinte sie nur trocken: „Ich kann mich daran jetzt nicht so genau erinnern, aber Eier habe ich schon in allen möglichen Aggregatszuständen in meinen Jackentaschen gefunden…“

So sind sie, die Taschen meiner Schwiegermutter: Gehaltvoll und unterhaltsam.

Das Klopapier-Mysterium

Mir ist bewusst, dass nach etwa einem Jahr Pandemie eigentlich alle Klopapier-Witze irgendwie schon gemacht wurden und dass die auch nicht mehr wirklich lustig sind. Dieser Text hat die aktuelle Situation nur als Rahmenbedingung und ist auch gar nicht lustig. Versprochen.

Es begab sich nämlich, dass wir nicht zu den hamsternden Menschen gehörten, weshalb das Klopapier bei uns zu Hause knapp wurde. Es stellte sich im Supermarkt dann allerdings heraus, dass es zwar vielleicht logischer gewesen war, keine Hamsterkäufe zu tätigen, klüger war es jedoch nicht, denn die Regale waren leer. Scheinbar hatten alle anderen zwar ganz cool Witze gerissen und betont, ja keinesfalls mehr Klopapier als sonst zu kaufen, es dann aber doch getan und… nun ja, da standen wir nun, vor leeren Regalen. Argh!
Dann aber, nach einiger Suche, mitten im Gang aufgebaut: Eine kleine Palette mit knallpinken Klopapier-Packungen. Nicht näher hingeschaut, wir haben ja ohnehin keine Wahl! Eine Packung gekauft (schon wieder nicht gehamstert, unklug!).

Zu Hause im Badezimmer wollte ich diesen praktischen Klopapier-Spieß, auf dem die Vorratsrollen gelagert werden, neu bestücken und riss schwungvoll die Packung auf. Bei der dritten Rolle (vier lassen sich spießen) wunderte ich mich schon ein wenig: Was riecht hier so blumig? Naja, vielleicht hat ein Familienmitglied ein neues Duschgel oder so…

Später am Tag, beim erneuten Betreten des Badezimmers traf mich dann allerdings eine Wand aus Vanille-Patchouli — oder so. Genau lässt sich das nicht sagen, aber es war süß. Ein klebrig-süßer Duft, der das Badezimmer gefühlt in eine Douglas-Filiale verwandelte. War das neue Duschgel explodiert??? Suchend blickte ich mich um und etwas Knallpinkes fesselte meine Aufmerksamkeit… warum ist auf der Klopapierpackung eine Vanilleschote abgebildet? Und eine gelb gepunktete Blüte daneben?

Das war jetzt eine sehr lange Einleitung für eine einfache Frage: Warum um alles in der Welt gibt es Klopapier mit Duft? Und im Anschluss daran noch weitere Fragen: Gibt es Leute, die das freiwillig kaufen und nicht nur aus Notwehr, weil sie nicht hinreichend gehamstert haben? Die also wirklich da stehen, vor sich im Regal „Öko-Schleifpapier mit blauem Engel“, „fluffig weich mit glücklichem Bären“ und „Vanilleexplosion mit Wölkchen drauf“ und sich für letzteres entscheiden?

Und wenn ja: Warum?

Maja Göpel: Unsere Welt neu denken. Eine Einladung.

Auf verschiedenen Wegen habe ich Kaufempfehlungen für dieses Buch gesehen und wollte es deshalb selbst ausprobieren. Kaut Klappentext zeigt das Buch, „welche Denkbarrieren wir aus dem Weg räumen sollten, um künftig klüger mit natürlichen Ressourcen, menschlicher Arbeitskraft und den Mechanismen des Marktes umzugehen – jenseits von Verbotsregimen und Wachstumswahn.“

Das interessiert mich natürlich, vor allem, wenn es „neu gedacht“ werden soll, denn angesichts dessen, was in der Welt gerade alles los geht, ist das Gefühl stark, dass wir unbedingt eine große, neue Lösung für alles brauchen.

Nach dem Lesen weiß ich jetzt allerdings nicht so wirklich, ob ich dieses Buch tatsächlich empfehlen soll oder möchte (Spoiler: doch, möchte ich!). Einerseits ist es gut geschrieben und fasst in klarer, verständlicher Sprache wissenschaftliche Erkenntnisse, statistische Daten und historische Fakten zum Klimawandel zusammen – andererseits hat mich das Buch unheimlich deprimiert. Manchmal fehlt mir auch der „neue“ Ansatz, den das Buch verspricht. Personen, die sich mit dem Thema beschäftigen, finden nicht viel Neues in dem Buch und sind vermutlich wie ich am Ende reichlich deprimiert, weil sich einmal mehr die Erkenntnis aufdrängt: Privatpersonen können noch so sehr anstrengen, auf tausend Dinge verzichten… solange politisch nicht dafür gesorgt wird, dass auch Firmen und Superreiche gezwungen werden, sich ökologisch verantwortungsvoll zu verhalten, ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Autorin rät, sich auf das zu konzentrieren, was in unserer Macht steht, doch was ist das schon? Ich kann zum Beispiel auf Fast Fashion verzichten, habe aber dennoch keine Kontrolle darüber, ob die teuren Kleidungsstücke, die ich stattdessen kaufe, nicht am Ende aus derselben Fabrik kommen. Gebrauchte Kleidung ist zumindest für Kinder eine gute Alternative, für Erwachsene außerhalb von „normschlank“ nur bedingt. Ich könnte natürlich selbst nähen, aber dafür fehlt mir einerseits die Zeit, und andererseits kommen ja auch die Stoffe von irgendwoher und ich weiß nicht, wo und wie diese produziert werden.

Bei mir blieb also ein großes Gefühl der Machtlosigkeit nach dem Lesen des Buches. Im Alltag verwenden wir als Familie relativ viel Zeit darauf, nach ökologischeren Lösungen zu suchen und haben doch immer ein schlechtes Gewissen, weil wir nicht perfekt sind. Als Dorfbewohner mit nicht nennenswerter Anbindung an ÖPNV fahren wir zum Beispiel überall mit dem Auto hin – weil es nicht anders geht. Es gibt im Dorf nichts zu kaufen und… wie gesagt: Kein Busverkehr abgesehen von Schulbussen. Während ich mich also gräme, dass ich zum Einkaufen und zur Arbeit das Auto nehme, haben große Firmen gar kein Problem damit, tonnenweise CO2 auszustoßen, Flüsse zu verschmutzen und Gesetzeslücken geschickt auszunutzen. Während wir auf unserem Grundstück jedes Jahr heimische Bäume und Büsche pflanzen, Wiesen nicht mähen, Benjeshecken anlegen, Holz liegenlassen und dafür kämpfen, dass wenigstens um uns herum weniger Böschungen gemulcht werden, werden deutschlandweit mehr als 80 Hektar täglich neu bebaut. Dabei wird die Natur schlichtweg platt gemacht, durch die Versiegelung riesiger Parkplätze gelangt kein Regen mehr in den Boden und durch „ordentliche“ Rasenflächen (lest dazu auch meinen Text woanders) rund um Firmengebäude, die immer schön kurz gehalten werden, trocknet der Boden nur noch schneller aus. Was macht es also aus, dass wir auf unserem kleinen Stück Welt so bemüht sind?

Es wird klar: Ich bin müde. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen und alle Argumente und Fakten, die „Ökoleute“ und Wissenschaftler*innen liefern werden mit „Aber die Wirtschaft…“ entkräftet. Ich denke, die Wirtschaft wird auch keinen Spaß haben, wenn unsere Erde keine lebenswerten Bedingungen mehr hat. Wer hungert, kauft keinen SUV (Herr Scheuer!?!). Ich bin aber auch trotzig. Wir machen trotzdem weiter. Wär‘ ja auch noch schöner.

Fazit ganz am Ende: Doch ja, lest das Buch. Bitte! Und gebt es weiter. Gebt die Gedanken weiter. Geht den Leuten auf die Nerven. Anders geht es ja wohl nicht.

Kinderhygiene in Krisenzeiten.

Das Kind muss gleich noch duschen gehn,
denn ich will das Kind sauber sehn.

Das ist jetzt echt voll übertrieben!
Kannst du mich nicht auch schmutzig lieben?

Es wehrt sich, sträubt sich, zetert gar,
weil es erst Mittwoch duschen war.

Nach langer Rede geht es dann,
weil es ja doch nicht anders kann.

Ist gar nicht so ne große Qual…
mach ich die Woche nicht noch mal!

Meine Tipps fürs Homeoffice

Diesen Artikel habe ich schon vor etwa einem Monat angefangen und sammle seitdem, was mir so einfällt. Jetzt habe ich aber irgendwie das Gefühl, dass meine Tipps aktuell vielleicht doch für jemanden hilfreich sein könnten, also veröffentliche ich den Text jetzt schon, wenn er auch vielleicht noch nicht ganz vollständig ist.

Wenn man zu Hause am Schreibtisch arbeitet, gibt es diese Momente immer wieder, in denen Youtube, Social Media oder einfach nur lustige Katzenbilder so verlockend erscheinen, dass lächerlich viel Zeit vergeht, um „nur kurz zu gucken“… Keine gute Idee. Wie schaffe ich es also, produktiv(er) zu arbeiten?

Loslegen

Für mich persönlich ist das Schreiben mit der Hand ein toller Einstieg in den Tag, weil ich das einfach gern mache… und auch nur ein klitzekleines bisschen süchtig bin nach Füller, Tinte und Notizbüchern.
Oft ist mein Kopf morgens noch nicht so ganz wach und der Arbeitsmodus noch nicht eingeschaltet. Da hilft es enorm, wenn ich kurz meine Gedanken aufschreibe. Was möchte ich heute angehen? Was nervt mich? Wofür habe ich noch keine Lösung gefunden? Nachdem ich das handschriftlich aufgeschrieben habe, ist alles aus meinem Kopf „raus“, und zwar oft einfach ziemlich unsortiert. Danach kann ich mir dann einen Punkt aussuchen und loslegen, kann zur Not immer noch mal reinschauen in mein Geschreibsel und kann sicher sein, nichts zu vergessen.

Gerade im Moment in einer Zeit, in der vieles ungewiss ist und die Nachrichten manchmal beängstigend sind, kann es auch helfen, die Sorgen und Ängste einmal rauszulassen. Dann kreisen sie nicht mehr im Kopf, man kann das Buch zuschlagen und mit immerhin etwas klarerem Kopf loszulegen. Je nach Persönlichkeit kann man alles in eine Art Tagebuch schreiben (ist vielleicht später mal interessant, auf diese Zeit zurückzuschauen…), in den eigenen Kalender (der ja sonst recht leer ist im Moment) oder auf kleine Zettel, die man dann vielleicht sogar zerfetzt, zerschneidet oder verbrennt – symbolisch eben, um die Gedanken loszuwerden.

Motivation

„Du willst doch nicht, dass dein Baum stirbt?“ Wenn das nicht DIE Motivation schlechthin ist! In der Forest App lassen sich Zeiten planen, in denen man sich mit einer bestimmten Sache beschäftigen möchte, und welcher Baum in dieser Zeit gepflanzt werden soll. Und dann läuft im Prinzip ein Timer. Ich habe heute zum Beispiel für 60 Minuten eine Eiche gepflanzt und zweimal für 30 Minuten einen Busch. Gleich mache ich noch einmal für 20 Minuten einen Fliegenpilz. Hier lässt sich auch gemeinsam pflanzen, einfach den Code per Nachricht verschicken uns los gehts!
Während des Pflanzens ist das Handy dann auch einfach gesperrt und man sieht nur den Baum wachsen. Bricht man ab und macht doch was anderes, stirbt der Baum und im eigenen Wald ist für immer ein toter Baum zu finden. Die gesammelten Münzen für fleißiges Arbeiten lassen sich in neuen Baumsorten investieren, oder aber in einen „echten“ Baum, denn in Zusammenarbeit mit Trees for the Future werden auch wirklich richtig echte Bäume gepflanzt.
Solltet ihr die App probieren, meldet euch gern mit eurer Mailadresse bei mir und wir pflanzen mal gemeinsam was!

Momente der Schwäche gibt es ja immer. Ich mag nicht mehr, ich kann nicht mehr, warum mache ich das? Kann ich das überhaupt, was soll denn der Käse? Da hilft folgende Webseite: Validating Ponies
Wann immer ein Tiefpunkt kommt, hilft mir ein Ponybild mit einem motivierenden, beruhigenden und aumunternden Spruch!

Geräusch

Ich arbeite meistens nicht gern in absoluter Stille, das nervt mich einfach und ich bin viel zu leicht abgelenkt – ein hustendes Eichhörnchen, ein vorbeifahrendes Auto, jemand geht durchs Haus? Da muss ich ganz schnell aufmerksam hinhören! Dementsprechend unterbreche ich meine Arbeit oft, wenn es zu still ist. Das vermeide ich, indem ich mir gezielt Geräusche suche, die nicht zu aufdringlich sind und eine gute Arbeitsatmosphäre schaffen. Viel Text darf mein Hintergrundgeräusch aber nicht haben, sonst bin ich ja wieder abgelenkt…

Wer mich kennt, weiß es vermutlich schon: Ich liebe ASMR.
Mir ist allerdings klar, dass das nicht allen Menschen so geht – viele andere Menschen in meiner Umgebung machen diese leisen Flüstergeräusche wahnsinnig. Ein Kanal allerdings ist meiner Meinung nach für fast alle super geeignet: Miracle Forest ASMR . Hier gibt es immer andere Szenarien, z.B. die verwunschene Bibliothek, das gemütliche Teehaus, der verzauberte Wald… und die alle kommen immer mit leisen, ruhigen Hintergrundgeräuschen, und komplett ohne Geflüster!

Noisli ist ein vielseitiges Werkzeug, ich nutze es hauptsächlich für Geräusche. Man kann zwischen verschiedenen Geräuschen wählen und sich so zusammenstellen, was am besten funktioniert, im Browser oder als App. Wenn man sich anmeldet, kann man noch zusätzliche Funktionen benutzen – auch jede Menge kostenlose.
https://www.noisli.com/

Sonst noch was?

Habt ihr sonst noch Tipps? Oder Fragen? Gern in die Kommentare schreiben!

Fragen zu diesem Produkt

Ob das auch falschrum funktioniert?
Jap! Ich hab’s hier ausprobiert.

Kann ich das für mein Haustier kaufen?
Och nee! Meins ist dann weggelaufen.

Kann man damit auch länger fahren?
Bei mir hier funktioniert’s seit Jahren.

Weiß wer, wie groß die Sache ist?
Hier’n Foto, wie mein Mann es misst.

Ist’s farblich echt wie auf dem Bild?
Kann ich nicht beantworten.